Good morning Teacher! Vom Unterrichten in Kraing Serey

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Dies ist der zweite Teil meines Blogeintrages zu Trapaing Kraloeung, in dem ich über meinen Unterricht dort berichten möchte. Nachdem ich bei der Arbeit meiner Kollegen zugucken und mitmachen durfte, begann ich der folge Woche meine eigentliche Aufgabe, das Unterrichten. Ich gab von acht bis neun Uhr Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren Englischunterricht. Danach bekam ich eine Stunde lang etwas Khmer Unterricht von dem Englisch Lehrer im Dorf. Von eins bis zwei hatte ich dann eine Teenagergruppe in Deutsch und behielt sie für die folgende Stunde in Englisch.

Nachmittags hatte ich dann Zeit um einmal durch zu atmen und meinen Unterricht zu planen. Und schließlich verbrachte ich um sechs ein Stunde mit den Mitarbeitern im Office mit Englisch. Die Kinder dort waren sehr freundlich und zuvorkommend, so standen sie immer schon eine Viertelstunde vor Beginn der Stunde bereit und konnten es kaum abwarten mich zu sehen. Ich öffnete die Tür der kleinen Bibliothek und die Kinder stürmten rein, um sich Tische und Stühle zu holen. Sie halfen mir das Whiteboard aufzustellen und ich hörte von allen Ecken „Good morning teacher!“. Dass sie mich immer mit „Teacher“ ansprechen ist völlig fremd für uns Deutsche, aber man gewöhnt sich daran. Generell hat mir das Unterrichten Spaß bereitet, jedoch war es manchmal mit der Kommunikation schwierig. Besonders die rund 50 Kinder, waren eine Herausforderung, da sie mich nicht verstanden haben und ich kaum Khmer sprach. Um nicht nur Frontalunterricht zu machen und die Stunde etwas aufzulockern, spielte ich Spiele, wobei auch hier ein großes Problem der Sprache bestand, und sie meine verzweifelten Versuche etwas zu erklären oder zu zeigen, nicht verstanden haben. Ich gab mir alle Mühe Sätze und Wörter einfach zu erklären, aber viele konnten es nicht verstehen oder waren schlicht zu schüchtern um etwas zu sagen. Auch war es schwierig 50 Kinder Lautstärkemäßig unter Kontrolle zu haben, da sie natürlich nicht die ganze Zeit still sitzen konnten. Deswegen versuchte ich es mit den besagten Spielen. Noch eine Schwierigkeit stellte für mich das Unterrichten der Teenager dar, weil sie alle einen anderes Englischniveau hatten und mich unterschiedlich gut verstanden. Einige waren so gut, dass sie sich langweilten, und andere hingegen hatten Mühe mir zu folgen. Aber wird fanden schnell einen Mittelweg und uns allen (hoffe ich zumindest) machten die zwei Stunden am Nachmittag großen Spaß. Da wir alle ein ähnliches Alter haben, viele es uns nicht schwer den Unterricht auf den selben Nenner zu bringen. Ich hab neue Freundschaft geschlossen und wir hatten bei Spielen wie „Simon says“ oder „Obstsalat“ unheimlich viel Spaß und brachen regelmäßig in kleinen Lachflashs aus. Ich kann nicht sagen, ob ich Englisch oder Deutsch unterrichten besser finde. Was Deutsch angeht musste ich lernen nicht zu schnell zu sprechen und vor allem nicht zu schnell mit den Themen zu sein. Ich vergaß oft, dass sie ja von ganz vorne anfangen und somit alles Schritt für Schritt geschehen muss. Wir machen uns häufig über die Aussprache und die komplizierte Grammatik lustig, da diese für Kambodschaner noch viel schwerer ist als ohne hin schon. Englisch fand ich in sofern spannend, als das es die Muttersprache von keinem von uns ist. Auch ich mache Fehler und kann einige Sachen nicht gut genug für sie erklären. Deshalb hatten wir oft etwas zu lachen und sie gaben mir das Gefühl nicht perfekt sein zu müssen.

Allerdings muss ich auch an dieser Stelle mein Verständnis für meine Lehrer aussprechen, die ich in Bremen sowohl in der Grundschule als auch im Gymnasium hatte. Ich habe den Lehrerberuf früher unterschätzt und kann es absolut nachvollziehen, wenn ein Lehrer mal genervt oder nicht gut vorbereitet ist und eine Stillarbeit machen möchte. Pausenlos vorne rum zu gaukeln und sich nie sicher zu sein, ob der Inhalt ankommt, kann unheimlich anstrengen und unproduktiv für alle sein. Das Problem was ich noch spezifisch hatte, ist, dass Kambodschaner stets zu allem „ja“ sagen und niemals zugeben würden, wenn sie etwas nicht verstehen. Noch eine Schwierigkeit auf welches ich gestoßen bin, was mir auch vorher nicht in diesem Ausmaße bewusst war, ist die Frage: Was machst du wenn die Hälfte der Klasse schon fertig ist, die andere aber noch nicht? Noch mehr Aufgaben verteilen? Aber ich wollte eigentlich einen lockeren und keinen schulischen Unterricht machen … In diesen Situationen hab ich versucht Smalltalks an zu fangen und mich mit denen, die fertig sind, zu unterhalten.

Und trotz einigen Herausforderungen und Startschwierigkeiten, hat mir das Unterrichten generell viel Spaß bereitet und ich habe es genossen, zufriedene Gesichter während oder nach dem Unterricht zu sehen. Vor allem die Momente, in denen die Zeit schnell verging, konnte ich umso mehr schätzen und war im Einklang mit meiner Arbeit. Besonders das abschließende „Aramsamsam“ Singen mit den Kleinen stimmte uns alle fröhlich und wurde zu einer kleinen Tradition.

Die Zeit hier hat mir aber auch gezeigt, dass wenn ich bald nach Chambok gehe, ich nicht pausenlos unterrichten möchte. Ich würde mich gerne in Ökotourismusprojekte einbringen und mich mit dem Müllmanagement beschäftigen, um für mich selber mehr zu lernen. Auch wenn ich sehr viel aus dem  Unterrichten ziehe und viel davon mitnehme, möchte ich gerne noch andere Projekte kennen lernen und die Arbeit der anderen Mitarbeiter sehen, um mich dort selber etwas zu beteiligen.

Nichts desto trotz bin ich froh einige Zeit in Trapaing Kraloeung bzw. in Kraing Serey verbracht zu haben, da ich viel über die Kinder hier, über das Unterrichten einer Fremdsprache und nicht zu Letzt über mich erfahren konnte.

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