Die Khmer Rouge – Ein Genozid und zwei Millionen Tote

DSC00437Khmer Rouge, die roten Khmer oder Khmer Krohom. Sie haben viele Namen und doch sind ihre Taten weltweit nicht so bekannt wie sie es sein könnten. Ich bin jetzt mal ehrlich. Bevor ich mich bei Brot für die Welt beworben hatte, habe ich von den Khmer Rouge auch noch nie etwas gehört. Ich schätze die Geschichte Kambodschas ist in der westlichen Welt aufgrund seiner Größe und seiner Entfernung nicht sehr bekannt. Deshalb möchte ich sie hier in meinem Blog zusammenfassen, aber aus Respekt vor den Opfern keine echten Bilder reinstellen. Ich denke die Abbildungen werden einen guten Einblick geben. Wem mein geschichtlicher Exkurs zu lang es, kann nach unten scrollen, wo ich alle wichtigen Daten festgehalten habe.Die Gruppe der Khmer Rouge wurde in den 60er Jahren gegründet und war ein bewaffneter Unterzweig der damaligen kommunistischen Partei. Nachdem 1970 König Norodom Sihanouk von dem rechts orientierten Militär, angeleitet von General Lon Nol, gestürtzt wurde, trat die Khmer Rouge in die politische Koalition ein. Ein Bürgerkrieg brach aus bei dem die Anhänger Lon Nols versuchten, die kommunistische Khmer Rouge zu bekämpfen. 1975 eroberte die Khmer Rouge dann Phnom Penh und hatten somit Kontrolle über das ganze Land.

Die „Democratic Kampuchea“ wurde ausgerufen, die unter dem Vorbild des Sozialismus als „Bauernstaat“ fungieren sollte. Angkar, so hieß die neu entstandene Macht, hatte den Marxismus und den Leninismus als Leitbild. Sie wollten einen eigenständigen Agrarstaat erschaffen, der abgeschottet von dem Rest der Welt ist. Die Khmer Rouge wollte keinen Einfluss der Globalisierung zulassen und auf moderne Technik verzichten. Pol Pot (sein eigentlicher Name ist Saloth Sar), der Anführer der Khmer Rouge, verkündete, dass eine neue Zeitrechnung eingeführt werde und sie somit mit dem Jahr Null also „Year Zero“ starten würden. Seine Idee hinter dem neu gegründeten Staat ist ein brüderliches Teilen von allem. Diese Theorie untersagte einem private Besitztümer zu haben, also keine Wertgegenstände, Bücher oder Anlagen zu besitzen. Außerdem wurde die Religionsausübung untersagt.

Am 17. April 1975 wurde alle in der Stadt lebenden Menschen befohlen diese zu verlassen. Eine Massenevakuierung unter Gewalt entstand und alle mussten auf das Land oder in Arbeitscamps ziehen.

Die Khmer Rouge hatten eine genaue Vorstellungen von einer idealen Bevölkerung. Es sollte keine Akademiker und Gelehrte geben. Auch Menschen mit Brillen symbolisierten Intelligenz, eine Ausbildung und Reichtum. Und so sollten alle, die diesem Ideal nicht entsprachen, umgebracht werden. Ärzte, Lehrer, Künstler, Anwälte und auch Menschen, die eine Fremdsprache sprachen oder ausländische Wurzeln hatten, wurden in Gefängnisse gebracht oder direkt ermordet. Das bekannteste und größte Gefängnis ist das Tuol Sleng oder auch S 21 genannt. Mitten in Phnom Penh gelegen wurden dort die Gefangenen, übrigens auch Frauen und Kinder, solange gefoltert und gequält bis sie nicht begangene Verbrechen zugaben. In vier Jahren wurden dort knapp 20 000 Gefangene gehalten und viele von ihnen starben dort. Dies sind ein paar Eindrücke von dem was dort vor sich gegangen ist:

Weitere grausame Orten stellen die Killing Fields dar. Das bekannteste von ihnen ist Cheoung Ek, welches etwas außerhalb der Stadt ist. Dort wurden Menschen, die nicht in das Schema der Khmer Rouge passten auf qualvolle Weise umgebracht. Man kann dort heute noch die Massengräber, Kleidungsfetzen und Knochenstücke sehen. In der Regenzeit werden Überreste an die Oberfläche der Massengräber gewaschen und treten zum Vorschein. Außerdem steht dort Baum, den man heute noch ansehen kann, an dem Kinder mit dem Kopf nach vorne geschlagen wurden und so starben. Die Bevölkerung wusste von den Killing Fields nur aus Gerüchten.

Menschen die nicht umgebracht wurden starben häufig an Hunger, Krankheiten und Überarbeitung. Kinder wurden von ihren Familien getrennt und gezwungen im Militär als Kindersoldaten zu arbeiten.

1979 marschierten dann vietnamesische Truppen ein und stürtzten Pol Pots Regime. Die Führungspositionen von Angkar flüchteten in ländliche Gebiete und verlierten an Macht. Die Khmer Rouge existierte als Guerilla-Strukturen noch Jahre später und began weitere Straftaten. Pol Pot hingegen bildete 1982 mit der Partei des ehemaligen Königs und der Partei des ehemaligen Primierministers eine Exilregierung, die von den Vereinten Nationen anerkannt wurde. 1989 zogen die vietnamesischen Truppen aus Kambodscha ab und der König kehrte ein Jahr später zu seinem Amt zurück. 1991 wurde dann ein Waffenstillstand mit allen Kriegsparteien ausgesprochen und 1993 fanden die ersten freien Wahlen statt. Pol Pot wurde vier Jahre später von einem Volkstribunal in ein Haus im Dschungel verurteilt und durfte dieses nicht verlassen. Er wurde nie verurteilt und starb am 15. April 1998 an einem Herzinfakt (evt. begang er auch suizid) in Freiheit.

Seit dem Ende der Khmer Rouge durchlebte Kambodscha einen Öffnungsprozess, der meiner Meinung nach immernoch anhält. Filme wie „The Killings Fields“ (1980) oder „First They Killed My Father (2016) verbreiteten Wissen über diesen Abschnitt der Geschichte und sorgen für internationales Aufsehen.


1970              Stürtzung des König Norodom Sihanouk durch Lon Nol

1975              Khmer Rouge mit Pol Pot an der Spitze gewinnt die Überhand

17.04 1975   gewaltsame Massenevakuierung Phnom Penhs

1975-79        Khmer Rouge sind an der Macht und herrschen Kambodscha auf eine radikale, kommunistische Weise

1979              vietnamesische Truppen marschieren ins Land ein

1982              eine Exilregierung wird zusammen mit Pol Pot gegründet

1989              vietnamesische Truppen ziehen ab

1990              König Norodom Sihanouk kehrt zurück

1991              Waffenstillstand

1993              ersten freien Wahlen

15.04.1998    Pol Pot stirbt in Freiheit


Die Machtergreifung der Khmer Rouge liegt noch nicht mal 50 Jahre zurück, weshalb es dementsprechend auch viele Zeitzeugen gibt. Viele können Geschichten erzählen und erinnern sich noch an das Geschehene. Und trotzdem wird generell nicht viel über dieses Thema gesprochen und macht sich in der Öffentlichkeit nicht direkt bemerkbar. Man versuchte zügig weiterzumachen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Die Khmer Rouge waren ein sehr dunkles Kapitel in der Geschichte, fast alle Bürger waren betroffen und es starben rund 2 Millionen in nur vier Jahren. Obwohl Pol Pot nur 1364 Tage an der Macht war starben über 1400 Menschen pro Tag. Das sind mehr Menschen als unter Hitlers Herrschaft am Tag gestorben sind.

Man kann bis heute Reste dieser Zeit im Land entdecken fast jeder Kambodschaner kann dir die Geschichter seiner Familie erzählen, wenn du fragst.

Doch möchte man wirklich fragen?

 

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